Aktuelles Heft Lebendige Seelsorge

Prekäres Leben

Prekär leben, das heißt in materieller und existentieller Unsicherheit nicht anerkannt, gewürdigt und gesehen zu sein, nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können und somit unter Ausgrenzung und mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten zu leiden. Das prekäre Leben von immer mehr Menschen wird heute etwa durch die Folgen der Covid-19-Pandemie oder die globalen Folgen der Klimakrise befördert. Nicht erst seit der im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils postulierten „Option für die Armen“ ist prekäres Leben Thema der Theologie und Pastoral. In der aktuellen Ausgabe der Lebendigen Seelsorge soll es deshalb in den Mittelpunkt gestellt und diskutiert werden.











Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

wieder einmal gingen Ende August Bilder durch die Medien, die aufrüttelten: Ein Hagelsturm von wenigen Minuten zerstörte ganze Dörfer. Das Kloster Benediktbeuern, ein kulturelles, religiöses und pastorales Zentrum, verlor sein Dach und bot ein Bild der Verwüstung. Es kann ganz schnell gehen und das Leben wird von heute auf morgen prekär: Naturkatastrophen, eine falsche berufliche Entscheidung oder ein persönlicher Schicksalsschlag – das Leben rutscht ab und ist nicht mehr, wie es war, weit über die materielle Dimension hinaus.

In diesem Themenheft der Lebendigen Seelsorge werden einige Facetten und Perspektiven prekären Lebens beleuchtet: Prekarität trifft einzelne Gruppen der Bevölkerung stärker und wird so zu einem Maßstab für sozialpolitisches Handeln, wie in den Themenbeiträgen diskutiert wird. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Prekarität der Klimakrise. Diskursfelder wie die Frage nach dem diakonischen Wirken im Streetwork oder in der Jugendhilfe sind Thema des Projekt-Artikels und des Interviews. Grundlegend ist „precarious life“ (Judith Butler) auch eine Frage des Werts menschlichen Lebens und hat ebenso eine religiöse Dimension, denn sie berührt die Möglichkeit, in der heutigen Zeit zu glauben und zu zweifeln. Eine besondere Perspektive, die Anfragen an das eurozentrische Selbstverständnis formuliert, bietet der interkulturelle Beitrag zur Haltung der Verletzlichkeit in der Pastoral mit Migrantinnen und Migranten. Wo Seelsorge auf Prekarität trifft, geht es um den Kern des Auftrags, den das 2. Vatikanische Konzil etwa in Gaudium et spes 27 formuliert: „Alle müssen ihren Nächsten ohne Ausnahme als ein ‚anderes Ich‘ ansehen, vor allem auf sein Leben und die notwendigen Voraussetzungen eines menschenwürdigen Lebens bedacht.“ Menschliche Prekarität bleibt eine entscheidende Größe, an der sich die Pastoral messen lassen muss.

In welcher Art und Weise sich Ihre Berührungspunkte mit dem prekären Leben auch gestalten mögen, ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.


Prof.in Dr.in Katharina Karl


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Ostheimer, Das nächste große Artensterben.pdf

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