Kafka-Sequenzen zum Schloss: Die zweite Aufklärung

Kafka-Sequenzen zum Schloss: Die zweite Aufklärung
Kafka-Sequenzen zum Schloss: Die zweite Aufklärung

„Kann denn ein einzelner Beamter verzeihen?“ – „Das könnte doch höchstens Sache der Gesamtbehörde sein, aber selbst diese kann wahrscheinlich nicht verzeihen, sondern nur richten.“
Damit ist das „Grundgesetz“ einer Gesellschaft auf einen Nenner gebracht, die weder ein heiliges Recht im Sinne einer göttlichen Rechtsordnung noch ein verbrieftes Menschenrecht kennt – es handelt sich um Kafkas Welt, deren Konturen sich bereits im Prozess abzeichnen. Daher die Feststellung seines Protagonisten im Schloss: „In der Erzählung Olgas eröffnete sich ihm eine so große, fast unglaubwürdige Welt, daß er es sich nicht versagen konnte, mit seinen kleinen Erlebnissen an sie zu rühren, um sich ebenso von ihrem Dasein als auch von dem eigenen deutlicher zu überzeugen.“ Die „Überzeugungsarbeit“ hat Kafka in seinem Romanfragment, wenn nicht in seinem Gesamtwerk, insbesondere aber in dem „Olga-Komplex“ des Schlosses geleistet: eine zweite Aufklärung, die vorausweisend der Nachwelt Aufschluß über die Höllenperspektive des 20. Jahrhunderts gewährt, für die gemeinhin der Name Auschwitz steht. Kurzum: Kafka hat uns die Urgeschichte der Shoah hinterlassen.

292 Seiten
12,3 x 20,5 cm. Gebunden
€ 19,80 (D) / CHF 30.50 / € 20,40 (A)
Alle Preisangaben in Schweizer Franken (CHF) sind unverbindliche Preisempfehlungen.
ISBN 978-3-429-02844-2

Anglet, Kurt

Kurt Anglet, geb. 1951 in Northeim; Studium der Theologie, Philosophie und Germanistik in Frankfurt/Main und Münster; Promotion in Fundamentaltheologie, Habilitation in Dogmatik in Breslau; Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Alois Kardinal Grillmeier an „Jesus der Christus“; Priesterweihe 2002; Professor am Seminar Redemptoris Mater in Berlin. Senior-Forscher der „Group2012“, eines internationalen Netzwerkes von Germanisten zur Erforschung der literarischen Moderne. 

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